Erklärungsversuche in der Wandelwelt - Mehrwert durch Spermahandel
SPIEGEL ONLINE - 11. Oktober 2005, 09:34
URL: http://www.spiegel.de/wissenschaft/erde/0,1518,379086,00.html
Schnecken-Sex
Mehrwert durch Spermahandel
Als Zwitter müssen Seeschnecken vor jedem Koitus verhandeln: Wer macht nun das Weibchen, wer das Männchen? Weibchen ist weniger anstrengend, das wissen beide. Da aber selbst Schnecken nicht ewig über die K-Frage streiten können, müssen Spielregeln her.
Sperma ist außerordentlich wertvoll in der Schneckenwelt. Denn seine Produktion ist mit einem erhöhten Energieaufwand verbunden. Das Mann-Sein kostet also Kraft.
REUTERS
Tiefseeschnecke: Zwitter bestehen auf Spermatausch
Theoretisch, folgerten Wissenschaftler schon vor zwanzig Jahren, müsste es also unter Zwittern eine Konvention geben, mit der sie diesen Konflikt auflösen. Ein Forscherteam um Nils Anthes von der Universität Tübingen hat nun erstmals das postulierte Verhalten im Labor beobachten können, an der tropischen Meeresschnecke Chelidonura hirundinina. Die Lösung heißt Spermatausch.
Beide Partner geben bei der Paarung Sperma an den jeweils anderen ab. So muss nicht lange diskutiert werden - Schenken statt Denken - ein klassischer Fall von Mehrwert durch Handel. Wobei die Schnecken auf fairen Handel wert legen. Betrüger, die keine oder nur eine kleine Gegengabe abliefern, werden mit vorzeitiger Beendigung des Geschlechtsverkehrs bestraft.
Die Forscher beschreiben im Fachmagazin "Current Biology" (Bd. 15, Nr. 19, S. 792) wie sie das Paarungsverhalten von mehr als 200 Meeresschnecken der Art C. hirundinina beobachteten. Sie hatten allerdings bei 50 Schnecken die Spermaproduktion unterbunden, so dass die Tiere zwar zu einer Erektion, aber nicht zur Ejakulation in der Lage waren. Wenn sich diese Schnecken nun mit normalen Partnern zu paaren versuchten, brachen die gesunden Schnecken den Geschlechtsverkehr häufig vorzeitig ab.
Den Forschern zufolge zeigt das Verhalten der Meeresschnecke, wie Zwitter ihre Investition in die Fortpflanzung optimieren, indem sie dem simplen Prinzip der Gegenseitigkeit folgen.
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Schnecken-Sex
Mehrwert durch Spermahandel
Als Zwitter müssen Seeschnecken vor jedem Koitus verhandeln: Wer macht nun das Weibchen, wer das Männchen? Weibchen ist weniger anstrengend, das wissen beide. Da aber selbst Schnecken nicht ewig über die K-Frage streiten können, müssen Spielregeln her.
Sperma ist außerordentlich wertvoll in der Schneckenwelt. Denn seine Produktion ist mit einem erhöhten Energieaufwand verbunden. Das Mann-Sein kostet also Kraft.
REUTERS
Tiefseeschnecke: Zwitter bestehen auf Spermatausch
Theoretisch, folgerten Wissenschaftler schon vor zwanzig Jahren, müsste es also unter Zwittern eine Konvention geben, mit der sie diesen Konflikt auflösen. Ein Forscherteam um Nils Anthes von der Universität Tübingen hat nun erstmals das postulierte Verhalten im Labor beobachten können, an der tropischen Meeresschnecke Chelidonura hirundinina. Die Lösung heißt Spermatausch.
Beide Partner geben bei der Paarung Sperma an den jeweils anderen ab. So muss nicht lange diskutiert werden - Schenken statt Denken - ein klassischer Fall von Mehrwert durch Handel. Wobei die Schnecken auf fairen Handel wert legen. Betrüger, die keine oder nur eine kleine Gegengabe abliefern, werden mit vorzeitiger Beendigung des Geschlechtsverkehrs bestraft.
Die Forscher beschreiben im Fachmagazin "Current Biology" (Bd. 15, Nr. 19, S. 792) wie sie das Paarungsverhalten von mehr als 200 Meeresschnecken der Art C. hirundinina beobachteten. Sie hatten allerdings bei 50 Schnecken die Spermaproduktion unterbunden, so dass die Tiere zwar zu einer Erektion, aber nicht zur Ejakulation in der Lage waren. Wenn sich diese Schnecken nun mit normalen Partnern zu paaren versuchten, brachen die gesunden Schnecken den Geschlechtsverkehr häufig vorzeitig ab.
Den Forschern zufolge zeigt das Verhalten der Meeresschnecke, wie Zwitter ihre Investition in die Fortpflanzung optimieren, indem sie dem simplen Prinzip der Gegenseitigkeit folgen.
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gerandalf - 11. Okt, 10:34
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